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Jeff Wall (*1946, Vancouver) zählt zu den einflussreichsten Vertretenden der zeitgenössischen Fotografie. Der studierte Kunsthistoriker begann sich in den 1960er Jahren – der Blütezeit der Konzeptkunst – mit Fotografie zu beschäftigen und prägt seit den 1970er-Jahren das Medium mit großformatigen, leuchtenden Diapositiven. Seine Bilder reichen von klassischen Reportagen bis hin zu aufwendigen Konstruktionen und Montagen, die in der Regel in einem größeren Format produziert werden, wie es traditionell für die Malerei typisch ist. Jeff Wall beschreibt seine Fotografien als „Prosagedichte“ – ein Begriff, den er von Charles Baudelaire übernommen hat –, um auf ihre komplexen Strukturen und ihre Fähigkeit hinzuweisen, weite Bedeutungskonstellationen und Spannung zu evozieren, statt eine feste Erzählung oder eindeutige Idee zu vermitteln. Seine inszenierten, filmischen Bilder bleiben offen für Interpretationen und laden die Betrachter:innen dazu ein, ein ästhetisches Vergnügen im Schwebezustand von Wahrheitsansprüchen zu erleben. Seit 1981 ist er bereits mit der Galerie Rüdiger Schöttle verbunden.
Die Kulissen seiner fotografischen Tableaux reichen von alltäglichen, urbanen Szenen bis hin zu dramatisch aufgeladenen Momenten – sorgfältig konstruiert und voller kunsthistorischer, literarischer und filmischer Anspielungen. Wall versteht sich als Regisseur seiner Bilder und bezeichnet Malerei und Film als zentrale Einflüsse. Seine Werke zitieren u. a. Velázquez, Manet, Delacroix oder Hokusai und greifen Themen von Kafka, Mishima oder Ralph Ellison auf.
Neben diesen aufwendig inszenierten, kinematografischen Bildern, wie Mimic (1982) und Picture for Women (1979), schuf Wall Fotografien, die im Stil an dokumentarische Bilder anknüpfen, wie Still Creek, Vancouver, winter 2003. Seit Mitte der 1990er-Jahre ergänzt er sein Werk um klassische Schwarz-Weiß-Fotografien im Silbergelatineverfahren, die etwa auf der documenta X gezeigt wurden. Als Mitbegründer der Vancouver School veröffentlichte er zudem Texte über Kolleg:innen wie Rodney Graham oder Ken Lum. Seine Arbeiten thematisieren das Spannungsfeld zwischen Realität, Repräsentation und Inszenierung im Kontext urbaner Bildwelten.

 

Jeff Walls Werke befinden sich in renommierten internationalen Sammlungen, darunter MoMa, New York City; Art Institute of Chicago; Carnegie Museum of Art, Pittsburgh; Solomon R. Guggenheim Museum, New York; Montreal Museum of Contemporary Art, Montreal; Tate, London; Centre Pompidou, Paris; Fondation Cartier, Paris; Fondazione Sandretto Re Rebaudengo, Turin; De Pont Museum, Tilburg; The George Economou Collection, Athen; Museo Reina Sofía, Madrid; Moderna Museet, Stockholm; Kunsthaus Zürich; Kunstmuseum Basel; Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart, Berlin; Staatliche Museen zu Berlin; Hamburger Kunsthalle, Hamburg; K20/K21 - Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf; Lenbachhaus, München; Sammlung Goetz, München; Pinakotheken, München; Städel Museum, Frankfurt; Museum Ludwig, Köln.

Werke
  • 181. Jeff Wall Parent child 2018
    Parent child, 2018
  • 0G7A5023_crop
    Cyclist, 1996
  • WJ_F_33.001.O
    Adrian Walker, artist, drawing from a specimen in a laboratory in the Department of Anatomy at the University of British Columbia, Vancouver, 1992
  • Internet_JW_THE_THINKER_1986_RGB
    The Thinker, 1986
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