Focus on Photography
Die Düsseldorfer Fotokunst ist seit mehr als 30 Jahren ein wesentlicher Schwerpunkt des Galerieprogramms. Diese Ausstellung konzentriert sich auf unterschiedliche Werkzyklen von Elger Esser, Candida Höfer, Thomas Ruff und Thomas Struth, die bereits kurz nach ihrem Studium in der Galerie ausstellten. Sie haben den Paradigmenwechsel von der Fotografie zur Fotokunst maßgeblich geprägt und gehören zu den bekanntesten FotokünstlerInnen der Gegenwart. Darüber hinaus sind Werke des chinesischen Fotokünstlers Chen Wei aus seinem bekannten Nachtclub Zyklus zu sehen. In formal wie inhaltlich argumentierenden Werken, die den Natur- und Lebensraum des Menschen befragen, haben sich interessante politische und ästhetische Gegenüberstellungen ergeben.
Erstmals zeigen wir Werke aus der neuen „tableaux chinois“ Serie von Thomas Ruff. In diesem Zyklus geht es um die Auswirkung von Fotografie auf unser Bewusstsein, um „arrangierte Realität“. Der große Vorsitzende Mao und seine glücklichen GenossInnen werden in monumentalen Fotografien gezeigt, basierend auf Reproduktionen von Partei-Publikationen aus der Zeit Maos. Das Offset-Raster und die Pixelstrukturen werden sichtbar. Der Blick auf den sozialistischen Realismus ist entblößt. Bilder, die so offensichtlich lügen, faszinieren Thomas Ruff.
Dem gegenüber richtet Thomas Struth in seiner „Israel/Palestina“ Serie (2009 – 2014) den Blick auf einen nicht endenden religiösen Konflikt und verweist uns zugleich auf den Kontrast zwischen der kargen Wüstenlandschaft, religiösen Überzeugungen, orthodoxem Denken und der modernen Technologieentwicklung am selben Ort. Der schier unlösbare Israel-Palästina Konflikt steht den Bemühungen des Menschen um technologischen Fortschritt zum Wohle der Menschheit kontrastreich gegenüber. Die Arbeit „Mount Bental, Golan Heights 2011“ zeigt den atemberaubenden Blick auf die Wüstenlandschaft von den Golanhöhen aus, jedoch gestört durch den Blick auf den Schützengraben – der diesen Aussichtspunkt von einer Augenweide in ein religiöses-politisches Minenfeld verwandelt.
Ebenso polarisierend sind die inszenierten Fotografien von Chen Wei: er verhandelt in seinen Inszenierungen die menschliche Existenz mit ihren Sehnsüchten und ihrem Ausgeliefertsein. Die Körper, ob an- oder abwesend im Bild, werden in ihrer Konditionierung und dem Versuch dieser zu entrinnen, dargestellt. In seiner bekannten Serie der Nachtclubs kommt jene Thematik besonders zur Geltung. Die nach Momenten der Freiheit dürstenden Figuren wirken jedoch gerade an diesen Sehnsuchtsorten mitunter wie betäubt.
Candida Höfer ist berühmt für ihre fotografischen Dokumentationen von geschichtsträchtigen Orten. Die Sujets ihrer akribisch aufgenommenen Fotografien heben das spezifische Design von Orten hervor, an denen sich Menschen versammeln. Ihre Werke regen unsere Vorstellungkraft an und bezaubern zugleich in ihrer Schärfe, Präzision, Klarheit, Neutralität und Objektivität. Die „Grande Dame“ der Fotografie ist mit zwei Opernhäusern in der Ausstellung vertreten: mit dem neobarocken Palais Garnier in Paris und einem der ältesten Opernhäuser Italiens, dem Teatro della Pergola von Florenz.
Elger Essers großformatige Landschaftsfotografien sind leise Momentaufnahmen vermeintlich vergangener Epochen. Die Zeit scheint still zu stehen, der Betrachter verweilt in träumerischen, melancholischen Landschaften. Losgelöst von Ort und Zeit rufen die Szenerien mit Brücken, Städten und Meeresküsten vage Erinnerungen und Tagträumereien wach. Wasser, Licht und Architektur verschmelzen zu einer untrennbaren Einheit. Die lyrische, stimmungsvolle Bildsprache und der den klassischen Kompositionsregeln folgende Bildaufbau vermitteln einen harmonischen Gesamteindruck. Die hellen, zarten Farben unterstützen den Eindruck, es handelt sich um Erlebtes, Vergangenes.
